„organIC – Die Strömung der Luft und der Strom der Elektronen“

Stellt Euch nur mal vor, Ihr könntet einem Konzert beiwohnen, welches sich irgendwo zwischen Hans Zimmers „Interstellar“ und Jean-Michel Jarres „Oxygene – Live In Your Living Room“ bewegt. Das Ganze obendrein garniert mit einer riesengroßen Portion Klangfülle aus dem Genre der „Berliner Schule“.

Wäre das nicht super cool? Doch, wäre es!

Und sollen wir Euch mal etwas tolles erzählen? Genau solch einem Konzert durften wir am vergangenen Freitag im historischen Bürgerhaus in Langenberg lauschen; doch hübsch der Reihe nach …

In besagtem Bürgerhaus steht die ganz wunderbare Orgel Opus 117, erdacht & erbaut vom Orgelbauer Paul Faust, die bei Ihrer Einweihung im Jahr 1917 die größte im deutschsprachigen Raum (außerhalb eines Kirchenraumes) gewesen ist.

Beim Bau – und dieser hat damals stramme 25.000 Goldmark gekostet – war diese romantische Orchester-Orgel noch komplett pneumatisch und ist erst nach 1973 elektrifiziert worden. Letzterer Umstand ist schon dahingehend eher ungewöhnlich, da selbst im Jahr 1917 schon die meisten Konzertsäle elektrifiziert gewesen sind.

Für die nachträgliche Elektrifizierung ist damals die Firma Josef Dahlbüdding verantwortlich gewesen, da das Orgelbau-Unternehmen Faust Mitte der 1970er wohl schon nicht mehr existiert hat.

Kurz nach der Fertigstellung im Jahr 1917, verfügte dieses Kunstwerk des Orgelbaus über 3.600 Pfeifen, welche über drei Manuale, Voll-Pedal und Register bedient werden wollen. Heutzutage sind davon aber nur noch circa 3.200 Pfeifen in Betrieb.

Letztendlich klingt dieses Instrument aber immer noch genau so gewaltig und überirdisch, wie die hier beschriebenen Eckdaten es schon vermuten lassen.

Nun hatten sich die beiden Musiker Ioannis Zedamanis & Thomas Machoczek – die in Summe das Projekt „organIC“ darstellen – schon vor längerer Zeit in den Kopf gesetzt, Ihre elektronische Musik mit dem bombastischen Klang dieser Orgel zu verbinden.

Letztendlich hatten die beiden ja nicht viel weniger vor, als das Publikum mit auf eine musikalische Entdeckungsreise zu nehmen, während derer sich die analogen Klänge der Orgel mit denen der Keyboards, Sequenzer und modularen Klangerzeuger vermischen.

Dazu muss man wissen, dass Ioannis Zedemanis ein klassisch ausgebildeter Musiker & Organist ist und Thomas Machoczek mit seinen Modularsystemen sehr häufig die Live-Vertonung von Film- und Kunstprojekten vornimmt. Darüber hinaus ist er Buchautor, Dozent etc. Somit ist mehr als offensichtlich, dass es sich bei beiden Künstlern um sehr kreative Persönlichkeiten handelt.

Beiden gemein ist zudem die Lust an der Suche nach neuen Ausdrucksformen und dem lebendigen Austausch der unterschiedlichen Instrumente. Ihr Programm „organIC“ steht synonym für das Wechselspiel von Orgel und elektronischen Instrumenten, bei dem Gegensätze aufgehoben werden und sich neue Verbindungen erschließen.

Auf einem ihrer Social Media-Profile haben sie dieses Kunst-Projekt übrigens so schön mit Worten umschrieben: „Die Strömung der Luft und der Strom der Elektronen – zwei Arten, Schwingungen und Klänge zu erzeugen.“

Von beiden Wegen der Klangerzeugung haben sie in den knapp zwei Stunden Konzert mehr als ordentlich Gebrauch gemacht und letztendlich dürfte bei diesem musikalischen Spaziergang auch für jeden Geschmack etwas dabei gewesen sein. Reichte die Palette der dargebotenen Musik doch von Ambient bis Klassik und von Minimal bis Experiment.

An dieser Stelle darf übrigens nicht unerwähnt bleiben, dass ein Projekt dieser Größenordnung unmöglich zu realisieren wäre, wenn es im Hintergrund nicht ganz viele helfende Hände geben würde. Von daher möchten wir an dieser Stelle nur zu gerne Frau Anja Franzel (Künstlerische Leitung), Herrn Frederik Loef (Bühnentechnik) und Herrn Leon Kubillus (Ton & Video) erwähnen.

Eine besondere Erwähnung sollte jedoch Herr Marcus Verhülsdonk (Meister für Veranstaltungstechnik) gelten. Immerhin ist er es gewesen, der den beiden Künstlern diese Orgel und den fantastischen Spielort erst vorgestellt hat. Darüber hinaus hat er unermüdlich die Idee eine Konzertes – sowohl beim Bürgerhaus Langenberg als auch bei den zwei Musikern – vorangetrieben.

Dies mag nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass er persönlich ebenfalls im Bereich der elektronischen Musik unterwegs und letztendlich mit ganz viel Herzblut bei der Sache ist.

Ein großes Dankeschön ans ganze Team des historischen Bügerhauses in Langenberg ist also mehr als gerechtfertigt.

Lange Rede, kurzer Sinn; uns persönlich hat es vor Ort so gut gefallen, dass wir darüber fast vergessen hätten, auch noch ein paar Fotos für Euch zu machen. Doch keine Sorge! Am Ende des Abends hatten wir genug Motive im Kasten und genau diese möchten wir nun auch mit Euch teilen.

Viel Freude damit,
Euer Team von Arte Creativo

Weiterführende & informative Links:
[1] organIC bei Soundcloud
[2] organIC bei Facebook
[3] Zedamanis/Machoczek bei Bandcamp
[4] Historisches Bürgerhaus Langenberg
[5] Velberter Kulturloewen
[6} Velberter Kulturloewen bei Facebook
[7] Velberter Kulturloewen bei Instagram
[8] Paul Faust in der Wikipedia
[9] Donk (Marcus Verhülsdonk) bei Facebook

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